EuregioDramaLab

EIN GEMEINSAMES EUREGIO TIROL-SÜDTIROL-TRENTINO-PROJEKT VON TIROLER LANDESTHEATER,  VEREINIGTE BÜHNEN BOZEN, CENTRALE FIES DRO  

GRENZÜBERGREIFENDES SZENISCHES SCHREIBEN IN DER EUROPAREGION TIROL-SÜDTIROL-TRENTINO
 

Eine neue Plattform ermöglicht den kreativen Austausch von Autor:innen/Künstler:innen, die sich in der Euregio (Tirol – Südtirol – Trentino) dem dramatischen Schreiben in all seiner Formenvielfalt widmen.  

Unterstützt von renommierten Mentor:innen (Benno Steinegger, Elisa Di Liberato/Mali Weil und Michaela Senn) arbeiten sie an mehrsprachigen Projekten. Die Partnertheater fördern den Prozess durch Begegnungen und regionale Impulse.

Am 31. August endete der Bewerbungszeitraum für das erstmalige EuregioDramaLab und leitete damit den Beginn des Auswahlprozesses ein.

Die Resonanz war beeindruckend: 25 Bewerber:innen präsentierten eine breite Vielfalt an Projekten, die die kulturellen, sprachlichen und künstlerischen Facetten der Region widerspiegeln. Die Einreichungen reichten von musikalischen Formaten über lyrische Werke bis hin zu konkreten Stückvorschlägen mit u.a. gesellschaftspolitischen und sehr persönlichen Themen. Besonders bemerkenswert war die sprachliche Bandbreite der Künstler:innen, von denen viele bis zu vier Sprachen beherrschen. 

Die Jury, bestehend aus drei Vertreter:innen der Institutionen Centrale Fies, Vereinigte Bühnen Bozen und Tiroler Landestheater sowie den für das EuregioDramaLab erwählten Mentor:innen Benno Steinegger, Michaela Senn und Elisa Di Liberato/Mali Weil, kam an drei Tagen virtuell zusammen. 

Die Auswahl der Projekte zum EuregioDramaLab war sehr schwierig, da sehr viele qualitativ gute und interessante Projekte eingereicht wurden. Wir haben versucht verschiedene Bewertungsparameter zu vereinen: in erster Linie die Qualität der Projektbeschreibung, dann das Potenzial einer positiven Zusammenarbeit mit einem der drei Mentor:innen, weiters Inklusion, Grenzüberschreitung und Innovation in Form.

Die mehreren Treffen mit den anderen Mentor:innen und Vertreter:innen der drei Institutionen haben für mich nach und nach einen kollektiven Charakter angenommen. So ist die Entscheidung in meinen Augen Ausdruck eines relativ langen Entscheidungsprozesses, der rationale Bewertung und persönliche wie kollektive Intuition vereint. Schweren Herzens mussten wir einige Projekte aus dem Rennen nehmen. Wir wünschen allen einfach nur das Beste für ihren Werdegang. 

Benno Steinegger, Mentor Vereinigte Bühnen Bozen

Mitte September konnten schließlich die drei Gewinner:innen ausgewählt und informiert werden. Außerdem wurde entschieden, welche/r der Mentor:innen mit welcher/welchem Gewinner:in arbeiten sollte.

Neben einem Preisgeld von 2.500,00 Euro erhalten diese die Möglichkeit, ihre Projekte über ein Jahr hinweg im Austausch mit Kolleg:innen und Mentor:innen am Tiroler Landestheater, den Vereinigten Bühnen Bozen und Centrale Fies weiterzuentwickeln. 

Wir freuen uns Ihnen die drei Gewinner:innen des Open Calls mitteilen zu dürfen:  

Thomas Posch → Mentor Benno Steinegger (Vereinigte Bühnen Bozen) 
Maria Christina Hilber →
Mentorin Michaela Senn (Tiroler Landestheater) 
Laura Venturini →
Mentorin Elisa Di Liberato/Mali Weil (Centrale Fies Dro)

Unsere Ausschreibung (Open Call) sollte sich so niederschwellig wie möglich gestalten. Sie richtete sich an alle Künstlerinnen und Künstler mit Anbindung an die Regionen des Euregiogebietes und dort Lebende und Arbeitende. Als die ersten Bewerbungen eintrudelten und immer mehr dazu kamen, da wurde uns klar, dass wir damit etwas Virulentes in Bewegung gesetzt hatten. Bei der Auswahl legten wir sehr viel Wert auf Qualität.

Wir prüften die unterschiedlichsten Konstellationen der Bewerberinnen und Bewerber; und ganz wichtig war uns dabei die Meinung der Mentorinnen und Mentoren, denn schließlich sollte daraus ein homogener Strang werden, ein Strang, der das Potenzial hatte, fester, dicker, kreativer und reicher zu werden; Projekte, die sich gegenseitig ergänzen, erweitern und bereichern – eine große Herausforderung mit weit- und umsichtigem Auftrag.
Durch diesen Prozess sind wir auf drei Finalistinnen und Finalisten Thomas Posch, Maria Christina Hilber und Laura Venturini gekommen, die einen großen kulturellen und künstlerischen Bereich abdecken und denen durch das EuregioDramaLab neue Räume im Entstehungsprozess ihrer eingereichten Projekte erschlossen werden. In ihren ersten 3 Labortagen in Bozen werden sich die Auserwählten kennenlernen und gemeinsam mit ihren Mentorinnen und Mentoren in ihre Projekte vertiefen. Sie werden gemeinsam das Theaterstück „Vor Sonnenaufgang“ von Ewald Palmetshofer erleben und haben die Möglichkeit, mit Schauspielerinnen und Schauspielern aus Südtirol oder aus der Produktion Szenen und Vorgänge auszuprobieren oder gemeinsam eine Exkursion zu planen. Wir wollen vieles ermöglichen und ich freue mich schon sehr auf den 23. Oktober 2024, wenn Südtirol als Gast-, Impuls- und Potenzialgeber dieses wertvolle Projekt auf den Weg bringen wird. 

– Jurymitglied Dramaturg Daniel Theuring Vereinigte Bühnen Bozen 

Thomas Posch


Geboren 1982 in Hall in Tirol. Nach unvollendeten Studien in Innsbruck mehrjährige Tätigkeit als Hirte auf verschiedenen Almen in Tirol sowie diverse temporäre Anstellungen. 2010 Erwerb des Diploms für psychiatrische Krankenpflege, seitdem im Bereich am LKH Hall tätig. Ab 2016 Bewirtschaftung der elterlichen Landwirtschaft in Heiligkreuz im Nebenerwerb mit Schwerpunkt Direktvermarktung von Frischgemüse wie Tomaten und Melonen. 2021 Gründung des „Musikkabarett Posch“, Gewinn des Nachwuchskabarettpreises der Theaterverbände von Nord- und Südtirol. Zahlreiche Aufführungen des Debütprogrammes, derzeit Arbeit am zweiten Teil. Im Rahmen des EuregioDramaLabs wird er sich mit der Geschichte des Radio Brenner und den Menschen dahinter beschäftigen.

Wie die Liebe und die Freude, werden auch Ideen mehr, wenn man sie teilt. Daher große Freude, dass es Interesse an meinem Projekt gibt. Ich fühle mich geehrt wie gefordert und blicke vor allem dem Austausch mit den Profis und den Kolleg:innen entgegen. Die Teilnahme stellt für mich Chance zur Entwicklung meines Schaffens dar. 

– Thomas Posch

Maria Christina Hilber


Schriftstellerin und Kulturentwicklerin, lebt und arbeitet in Südtirol/Italien. Sie ist Gründungsmitglied diverser Dialogforen (u.a. temporäres Literaturhaus Casa Nang, ZeLT. Europäisches Zentrum für Literatur und Übersetzung). Im Rahmen des Masterstudiums Art&Science an der Univ. für Angewandte Kunst Wien begann sie mit essayistischen Erforschungen von Symptomen und syndromhaften Erscheinungen. Im Zuge dieser entwickelte sie diverse Sprechchorstücke, multimediale Kleinopern und Personas wie die Kunstfigur Emma@Robin. 2019 kam sie in Kontakt mit der Kollaborateurin Mandarina Muttertier, die sie seitdem in inniger Arbeitsbeziehung begleitet. 2012 – erstes Bühnenstück unter dem Titel „Blue Moon“, Dekadenz Brixen, 2015 – „Weiß. Kein Schildkrötenhaus“ in szenischer Lesung am Schauspielhaus Wien und „Ypsilon“ bei den Bozner Autorentagen, 2018 – Live-Hörspiel „Alp.Bär“ bei LanaLive.

Die Südtiroler Gewinnerin Maria Christina Hilber entwickelt ihr Polidrama Im Land der Geneigten (eine Aufrichtung).

Ich freue mich so sehr, mit diesem Projekt in die kollektive Verhandlung neuer Raumordnungsgesetze zu gehen, vermeintlich Schweigende(s) zum Sprechen zu animieren (deep listening) und mit den Mitteln des Theaters und der künstlerischen Übersetzung an einer egalitären Gesellschaft mitzubauen. Denn Systeme heilen besser im Gemeinschaftswerk. Und wie viel Spaß werden wir dabei haben! 

-Maria Christina Hilber 

Laura Venturini
Laura Venturini wurde 1989 auf dem Land in Verona geboren und zog 2008 nach Venedig, wo sie ihr Studium der Bildenden und Darstellenden Künste an der Universität IUAV und ihr Studium des Bühnenbilds an der Academy of Fine Arts in Venedig (Master) abschloss. Ab 2014 arbeitete sie als freiberufliche Ausstattungsassistentin für Opernausstattungen auf der Bühne und bei großen Freiluftveranstaltungen; 2017-18 absolvierte sie eine Ausbildung zur Opernregisseurin an der Opernakademie von Verona und begann, auch als Regieassistentin zu arbeiten wobei sie Erfahrungen an wunderbaren Bühnen wie dem Teatro la Fenice, dem Teatro Malibran, dem Festival della Val D’Itria und dem Maggio Musicale Fiorentino sammelte. Im Jahr 2020 ist sie die Hauptgestalterin von „Chi ha paura dell’Orso?“, einem partizipativen Theaterprojekt über die kontroverse Interaktion zwischen Menschen und Bären im Trentino, und führt Regie bei der Ritual-Performance Notte dell’Orso (2020) und URSUS-Anatomie eines Rituals (2022). Im selben Jahr schreibt sie das Libretto für La Cena del Tempo-ElectroPastiche, ein Opern-Dinner mit Musik von Samuel, inspiriert von Vivaldi, und inszeniert es als Regisseurin und Bühnenbildnerin in der Reggia di Venaria; anschließend nimmt sie am Fantasio-Festival di Regia mit dem Kurztheaterstück Bliss Point als Regisseurin und Performerin teil. Seit 2021 arbeitet sie regelmäßig mit dem Biennale Teatro in Venezia zusammen. Derzeit kollaboriert sie mit der Tänzerin Elena Ajani als Dramaturgin für das Fantasonic Manifesto „InComunicabiLIS 2.0“ und entwickelt neue Projekte als Dramaturgin, Regisseurin, Bühnenbildnerin und Künstlerin.

Von Strauss‘ Salome über die Praxis des Bodybuildings bis hin zu Beispielen weiblicher Schönheitsnormen in der Geschichte: Die Erforschung des Konzepts des fragmentierten weiblichen Körpers und der Prozess seiner Zusammenführung könnte die schwierigste Übung sein, der ich mich je verschrieben habe. Das EuregioDramaLab ist das ideale Übungsfeld, um Ideen zu zerlegen, damit sie stärker werden können. 

– Laura Venturini 

Am 25. Oktober, um 15.30 Uhr möchten wir sie herzlich zu einer öffentlichen Präsentation der einzelnen Projekte des EuregioDramaLab sowie einem ersten Einblick in den Arbeitsstand der Projekte in das Waag Café einladen.  


Labortage Bozen

Die drei Gewinner:innen des Open Calls Maria Christina Hilber, Thomas Posch und Laura Venturini trafen sich gemeinsam mit ihren Mentor:innen Michaela Senn, Benno Steinegger und Elisa Di Liberato/Mali Weil vom 23.-25. Oktober zu den ersten Labortagen in Bozen, die vierteljährlich jeweils einmal in den Regionen Südtirol, Trentino, Tirol stattfinden und arbeiten weiter an ihren mehrsprachigen Projekten.  

Am Ende der Labortage gab es eine öffentlichen Präsentation der einzelnen Projekte des EuregioDramaLab sowie einen ersten Einblick in den Arbeitsstand der Projekte. 

Fotos: Tiberio Sorvillo