von Anna Gschnitzer
Die Amygdala, zu Deutsch Mandelkern, zählt zu den ältesten Teilen unseres Gehirns. Wittert der Corpus amygdaloideum Gefahr, sendet dieser Signale, die zur Ausschüttung von Stresshormonen führen, um den Menschen entsprechend auf Flucht oder Kampf vorzubereiten. Nach einem Fahrradunfall liegt eine Frau bewusstlos auf der Straße und wird von ihrer Amygdala entführt – und das ist gnadenlos: Sie vergisst, dass sie Mutter ist, vergisst ihre Kinder, ihren Mann, den Kredit für die Immobilie, die gläserne Decke, die sie nach ihrer Elternzeit einfach nicht mehr durchbrechen kann, die Lebenskosten, die das Einkommen übersteigen, das alles lässt sie schlagartig hinter sich. Aber kann man das – kann man das wirklich?
Dieser Monolog von Anna Gschnitzer, die bereits mit dem Auftragswerk „Fanes“, für die Vereinigten Bühnen Bozen, großen Erfolg hatte, zeigt eine Frau, deren Leben am seidenen Faden hängt und die eine radikal neue Perspektive erprobt. Dafür hat sie einen ebenso wütenden, überforderten und drängend-rasanten Ton gefunden, der bei aller Verspieltheit die existentielle Not der Situation eindrücklich bewusst macht.
Nele Lindemann
Julia Patey
Julia Katharina Berndt
Tobias Demetz
Daniel Theuring
15.03.2025
18.45 Uhr
Probebühne 7. Stock